Eine Neue Vintage Welt

Die Macher von Friends of Form.

Klassische Vintage-Möbel haben in den letzten Jahren einen enromen Aufschwung erlebt. Menschen haben heute ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit und entscheiden sich bewusst für gebrauchte Möbel und bessere Qualität. Aber wenn man kein Experte ist und kaum Wissen zum Thema klassisches Möbeldesign mitbringt, kann es schwierig werden, die richtigen Stücke zu finden. Oder den Wert der Möbel zu verstehen, wenn man sie im Vintage-Möbelgeschäft oder online kauft. Diese Lücke haben Jordy Murray und Nora O'Neil von Friends of Form (FoF) entdeckt. Nun helfen die beiden Frauen zukünftigen Möbelkennern weiter.

Mit ihrem Hintergrund im Modelbusiness lernten sich Nora und Jordy bei einem Shooting in New York kennen, wo beide auch leben. Während der Pandemie beschlossen sie, der Fashionwelt den Rücken zu kehren. So gründeten Jordy Murray und Nora O'Neil ihr eigenes Unternehmen. Friends of Form widmet sich heute klassischen und alten Designstücken. Die Möbel kuratierten die beiden Gründer in ihrem FoF Space neu. Dabei setzen sie die Stücke in neue Kontexte mit individuellem Design. Sie hauchen den alten Möbeln nicht nur neues Leben, sondern auch neuen Wert ein. Wie der Name schon sagt, haben die Gründerinnen eine Leidenschaft für Formen – und auch für Farben und Materialien. Besonders aber dafür, wie man Möbel auf moderne und spielerische Weise neu interpretieren kann.

Fotos von Clement Pascal

J: "Wir fühlen uns wirklich zu interessanten Texturen, Formen und Materialien hingezogen und zu Design, das die Grenzen seiner Zeit überschreitet."

Ihr Studio befindet sich in Brooklyn. Dort päsentieren sie auch ihre umfangreiche Sammlung – ein eklektischer Mix aus verschiedenen Design-Epochen und Stilen, von der frühen französischen und italienischen Moderne über die Postmoderne bis hin zur Moderne der Jahrhundertmitte. Jordy Murray und Nora O'Neil beschränken sich nicht auf einen bestimmten Stil oder eine einzelne Epoche. Sie experimentieren frei mit den Styles, ganz egal, ob es sich um Klassiker, unbekanntes Design oder Einzelstücke handelt. Jedes einzelne Teil wurde wegen seiner einzigartigen Form ausgesucht. Mal ändert das Duo dann die Farbe, die Polsterung oder die Silhouette – wobei sie stets darauf achten, dass das ursprüngliche Design erhalten bleibt.


J: "Wenn wir die neuen Stücke in unser Studio bringen, beginnen wir den Designprozess damit, die Möbel neu zu gestalten. Dadurch haben wir einen breiteren Zugang zu den Objekten. Da andere Händler nur kaufen und verkaufen wollen, haben wir einen etwas langsameren Prozess. Wir sammeln und arbeiten Möbel auf. Weil wir wollen, dass die Stühle z.B. eine blaue Linie haben, die einfach unverkennbar Friends of Form ist. Wenn du zu uns ins Studio kommst, kaufst du auch immer eine bestimmte Ästhetik."

Ein Stilmittel, auf das beide schwören, ist das Mixen industrieller Formen und Materialien mit neuen Zusammenhängen. Zum Beispiel der Couchtisch von Gae Aulenti mit seiner Glasplatte und den Gummirädern, die von Wägen alter italienischer Fabriken inspiriert sind. Jordy und Nora betonen, wie elegant die simple Glasplatte direkt wirkte obwohl es so eine einfache Idee war, sie hinzuzufügen.

Ihr Studio dient nicht nur als Ausstellungsraum, sondern auch als Galerie. Jordy und Nora organisieren hier Einzelausstellungen für aufstrebende Künstler, welche sie über Social Media kennenlernen oder über Freunde. Zuletzt kuratierten sie eine Ausstellung für die irische Künstlerin Helen McCusker, die auch als Model arbeitet. McCusker, arbeitet mit Öl auf Leinwand. Ihre Bilder zeichnen sich durch ihren lebhaften Einsatz von Farbe und Bewegung aus. Sie sind wunderbar verspielt. Dadruch dass der Raum auch als Galerie genutzt wird, eröffnen sich sowohl für die Künstler als auch für FoF zahlreiche Möglichkeiten. Denn Interior Designer und Architekten kommen zu ihnen, immer auf der Suche nach dem nächsten großen Ding. Und bei FoFund finden sie nicht nur Inspiration, sondern auch Kunst und einzigartige Möbel für Projekte.

Der persönliche Umgang mit ihren Kunden und ihre Arbeit jenseits von Trends ist das, was FoF von anderen Händlern und Kuratoren unterscheidet. Ihnen ist es enorm wichtig, dass sich ihre Kunden bei FoF so wohl wie zu Hause fühlen. Beide beklagen, dass viele Menschen durch Social Media zunehmend verwirrt sind und scheinbar das Vertrauen in ihren Geschmack verlieren. "Dadurch dass wir permanent neuen Trends ausgesetzt sind, weil Influencer ständig Neues posten, egal ob im neuesten Restaurant der Stadt, Hotel usw. hat sich ein Teufelskreis entwickelt. Menschen, die von anderen als geschmackvoll wahrgenommen werden wollen, geraten unter Druck, was diese dann immer weiter in die Spirale treibt." erklärt Jordy.

N: "Mein Rat ist, alles zu sammeln, was einem gefällt – es wird sich eine klare Linie in dem zeigen, was man wirklich mag. Wir versuchen, die Leute zu ermutigen, über Trends hinauszudenken und ihren persönlichen Geschmack weiter zu etablieren."

Unabhängig von Trends ist es für Kreative wichtig, sich inspirieren zu lassen und zu wissen, wo man diese Quelle findet. Sowohl für Nora als auch für Jordy ist New York ein Ort absoluter Inspiration. Sei es durch Menschen, Architektur oder Kultur – die Vielseitigkeit und Energie der Stadt gibt den beiden immer wieder die Ideen, die sie für Friends of Form brauchen. Eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen ist ihr kreativer Freundeskreis: Menschen, die in künstlerischen Bereichen erfolgreich sind. Fotografen, Modedesigner, die sich gegenseitig unterstützen.

J: "Der Elan und der Geist dieser Menschen...ob man Aufmunterung, ein bisschen Support oder einfach mal eine zweite Meinung braucht – man hat diese unglaubliche Ressource Freundschaft. Zu sehen, wozu jeder fähig ist, und sich so unterstützt zu fühlen, ist sehr inspirierend."

Man hat definitiv das Gefühl, dass es in der heutigen Design- und Kreativbranche einen positiven Wandel für junge Frauen und die jüngere Generation im Allgemeinen gibt. Nora erwähnt, dass dies auch viel mit Social Media zu tun hat, weil es heute viel einfacher ist, den Weg von kreativen Jungunternehmerinnen zu verfolgen, sich gegenseitig zu unterstützen und zusammenzuarbeiten.

N: "Da wir noch recht neu in der New Yorker Designszene sind, bin ich den sozialen Medien sehr dankbar. Sie haben die Entwicklung von FoF geprägt, ohne dass wir es überhaupt wussten... Etwas, das wirklich cool und inspirierend an der Designszene ist, dass viele unserer Kollegen in unserem Alter sind. Es fühlt sich nicht mehr wie die spießige alte Welt an, in der man leicht stecken bleibt."

Also wie geht es weiter mit Friends of Form? Abgesehen von der Erweiterung ihrer eigenen Kollektion, zu der nun auch ein Daybed gehört, und dem stetigen Aufbau ihres Innenarchitektur-Portfolios scheint das junge, selbstbewusste und äußerst entspannte Duo nicht allzu viel über die Zukunft nachzudenken. Die beiden ziehen es vor, einfach weiterzumachen und ihrem Instinkt zu folgen. Sie möchten auch in Zukunft über den Tellerrand schauen und offen bleiben. Die perfekte Einstellung für jeden, der sich in dieser schnelllebigen Welt behaupten will.

J: "Wir haben schon unsere Vision, aber wir sind auch offen für alle möglichen, wie wir dorthin gelangen."